Bürgerbeirat für Röhlinghausen: Miteinander statt nebeneinander leben!

Blog-Beitrag mit Erva Cetinbag, gebürtige Röhlinghauserin.

Die Röhlinghauser Stadtteilgesellschaft setzt sich aus Menschen verschiedener Herkunft und kulturellen Wurzeln zusammen. Allerdings: Zu häufig leben wir in dieser Gesellschaft mehr nebeneinander als miteinander. Das muss geändert werden.

Wir sind uns noch zu häufig zu fremd – das ist gefährlich!

Über Jahrzehnte hinweg wurde die Aufgabe des tatsächlichen Zusammenwachsens der Gesellschaft mehr oder weniger dem Zufall überlassen. Es gab und gibt zwar einen breiten Konsens darüber, dass wir eine vielfältige Gesellschaft sind. Und wenn das angezweifelt wird, wird auch dafür demonstriert. Das ist gut und wichtig. Es wurde jedoch verpasst den nächsten Schritt zu gehen, dieser Gesellschaft ein neues Wir-Gefühl zu entwickeln. Was ist bei aller Verschiedenheit eigentlich das Gemeinsame, das man zum Zusammenleben braucht? Komplizierte Fragen des Zusammenlebens werden bis heute nur allzu gerne ausgeklammert.

Die Keimzelle dieses Zusammenlebens sind die Stadtteile, Quartiere und Nachbarschaften. Ob mit oder ohne Migrationshintergrund: Dass hier der Zusammenhalt in den letzten Jahren gelitten hat, beklagen alle Seiten. Davon profitieren Nationalisten und Extremisten aller Seiten, die Gegner eines guten Zusammenlebens sind.

Aber auch zwischen den Extremen wird in den medialen Debatten Verunsicherungen deutlich: Soll das Sankt-Martins-Fest noch in der Kita gefeiert werden? Und wie sieht es mit Karneval aus? Welche Rolle spielen Feste wie das Zuckerfest und wie sieht es mit dem Fasten im Ramadan aus? Die Diskussion um das Kopftuch oder das Sprechen der Sprache der Heimat der Eltern und Großeltern gehören mittlerweile zu den „Klassikern“ dieser Debatten. Debatten und Diskussionen sind gut und wichtig. Wenn am Ende von aufgeheizten Debatten keine konstruktiven Lösungsansätze stehen, sind wir uns am Ende jeder Debatte wieder ein Stück fremder als zuvor. Die aktuell diskutierten Diskriminierungserfahrungen sind letztendlich Ausdruck dieses Sich-immer-noch-einander-fremd-seins. Ob die aktuelle Diskussion über Denkmäler so geführt wird, dass sie am Ende mehr Konstruktives hervorbringt als gegenseitigen Argwohn ist fraglich.

Wir müssen ein stärkeres Wir-Gefühl entwickeln!

Wer Verschiedenheit gut findet und unterstützen will, muss zugleich für Zusammenhalt arbeiten. Verschiedenheit besitzt ohne Zusammenhalt keinen Wert. Und der kommt nicht von alleine. Auch das Grundgesetz ist keine ausreichende Grundlage für ein gutes Zusammenleben von Menschen, wie vielfach behauptet wird.

Ob es beispielsweise häufiger zu gegenseitigen Einladungen zum Kindergeburtstag kommt wird nicht vom Grundgesetz geregelt.

Für Zusammenhalt und Wir-Gefühl brauchen wir mehr als Gesetze: Nachbarschaftsfeste, gemeinsame Sportvereine, Schulen und Kitas, in die man gemeinsam und nicht getrennt geht, das gemeinsame Feiern traditioneller Feste im Jahreskalender oder dass man in der Nachbarschaft schlichtweg wieder mal anfängt sich gegenseitig zu grüßen. Nicht zuletzt gehören aber auch Grundsätzlichkeiten dazu, wie etwa: Wir halten unseren Stadtteil sauber!

So machen wir es in Röhlinghausen!

Miteinander wird nicht durch naive Träumereien entstehen. Es bedarf dafür vielmehr harter, aber lohnender Arbeit vor Ort. Wir wollen dafür die verschiedenen Gruppen des Stadtteils aus ihren Komfortzonen herausholen und Engagement fördern, um noch stärker von einem Nebeneinander zu einem Miteinander zu kommen.

Dafür hat sich die SPD Röhlinghausen in den letzten Jahren bereits vielfach engagiert. Auf unserem Neujahrsbrunch wie auch dem Stadtteilfest „Röhlinghausen Bewegt Sich“ arbeiten wir am Gespräch miteinander.

Wir wollen aber einen Schritt weiter gehen: Jenseits des Miteinander-Feierns und Miteinander-Essens muss über unser Zusammenleben miteinander beraten, müssen Initiativen organisiert werden, wie man vor Ort ein Wir-Gefühl erzeugen kann. Das wollen wir in einem Röhlinghauser Bürgerbeirat tun, in dem bewusst Mitglieder aller gesellschaftlicher Gruppen jedes halbe Jahr zusammengerufen werden, um gemeinsam zu beraten: ob polnische, türkische, russische, griechische oder deutsche Wurzeln, ob Kirche oder Moschee, ob Sportvereine, Kleingartenvereine oder Gastronomen. Wie arbeiten wir an funktionierenden Nachbarschaften? Wie feiern wir unsere Feste zusammen statt getrennt? Der Röhlinghauser Bürgerbeirat, der die Arbeit der SPD in Stadtrat und Bezirksvertretung beratend unterstützen soll, wird jedoch auch die unangenehmen Fragen des Zusammenlebens eben nicht ausklammern, sondern an Lösungen arbeiten. Wie kriegen wir etwa in unserem Stadtteil mehr Sauberkeit zustande? Oder: Wie sieht es mit dem Sicherheitsgefühl in unserem Stadtteil aus?

Denn: Ob wir miteinander, statt nebeneinander leben, wird vor Ort entschieden!