Rede im Stadtrat zur Einrichtung eines interfraktionellen Arbeitskreises zum Schwimmenlernen in Herne mit Ergänzungen

Meine Rede aus der Ratssitzung vom 14.12.2021 zur Begründung des Antrags für die Einrichtung eines interfraktionellen Arbeitskreises zum Schwimmenlernen in Herne kann hier nachgelesen werden. Die Abschnitte meiner gehaltenen Rede sind fett markiert. Die kursiv geschriebenen Abschnitte sind erläuternde Ergänzungen, um Ihnen den Hintergrund des Sachverhalts besser verständlich zu machen.

 

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

liebe Kolleginnen und Kollegen,

liebe Zuschauerinnen und Zuschauer!

 

Das Thema „Schwimmen lernen“ gehört zu den Themen des Jahres 2021, nicht nur in unserer Stadtpolitik.

 

Klarstellung: Es geht um das Erlernen des Schwimmens. Es geht nicht um die Möglichkeiten zum Schwimmen von Schwimmern, Freizeit- und Wellnessgästen in den Bädern unserer Stadt. Wer in Herne schwimmen gehen will, findet ausreichend Flächen dafür vor. Sportabzeichen können absolviert werden und auch der Wettkampfsport findet im Becken des Wananas sehr gute Bedingungen vor.

Ein Problem gibt es bei den Flächen zum Erlernen der Schwimmfähigkeit. Hierfür sind spezielle Schwimmbecken mit einer geringen Tiefe und idealerweise einem Hubboden nötig, sogenannte Lehrschwimmbecken. Diese sind in Herne völlig überaltert, haben hohe Ausfallzeiten und sind wahre Energieschleudern. Und selbst wenn das nicht so wäre, wären die Flächen für die vielen Kinder und Schüler unserer Stadt zu knapp.

Der Erhalt des Hallenbades in Eickel bspw. wäre kein geeigneter Beitrag zum Schwimmenlernen. Das Becken ist zu groß und zu tief. Anpassungen würden die notwendigen Renovierungskosten noch einmal nach oben treiben. Wir brauchen die genannten speziellen Lehrschwimmbecken.

 

Nun, zum Ende dieses Jahres möchte ich erst einmal „Dankeschön!“ sagen. Die Kooperation, vor allem im Sportausschuss war vorbildlich.

  • Gemeinsame Anfragen wurden gestellt.
  • Möglichkeiten für weitere Schwimmzeiten in den Ferien wurden geschaffen, um den Stau der lernwilligen Kinder abbauen zu können.
  • Wir sind darüber hinaus die ersten Schritte auf dem Weg zu neuen Lehrschwimmbecken gegangen: An den Südpool wird ein Lehrschwimmbecken angedockt. Das wird in der Folge die Situation in allen Lehrschwimmbecken entspannen.

 

Die Parteien arbeiten mit dem Stadtsportbund im Sportausschuss traditionell sehr intensiv zusammen. Seit Jahren zeichnet sich der Ausschuss durch seine konstruktive Atmosphäre aus. Das galt bisher auch für das Thema „Schwimmen lernen“.

 

Also: Damit wurde schon einiges erreicht in diesem Jahr. Alles in Kleinstarbeit und vielen Sitzungen. Nicht selten auch undankbar jenseits der medialen Öffentlichkeit.

Nun wollen wir die Arbeit an diesem Thema intensivieren und mit einem interfraktionellen Arbeitskreis nicht nur festigen, sondern auch beschleunigen. So wird dieses Thema nicht zu einem Spielball zwischen den drei Ausschüssen und ihren angehängten Fachbereichen. Wir schaffen eine konkrete politische und fachliche Plattform, die sich mit voller Konzentration dem Thema widmet.

 

Der Antrag zur Einrichtung des interfraktionellen Arbeitskreises zum Schwimmenlernen in unserer Stadt wurde zwar „nur“ durch die Ratskooperation aus SPD und CDU eingebracht. Letztendlich stellt er jedoch die Institutionalisierung der sehr guten  Zusammenarbeit zwischen den Parteien und Gruppierungen im Rat dar. Laut Antrag werden alle politischen Fraktionen und Gruppierungen eingeladen zusammenzuarbeiten, um die Möglichkeiten zum Schwimmenlernen in unserer Stadt zu verbessern. Der Vorwurf der Grünen, dass SPD und CDU unter sich bleiben wollten, ist angesichts der Vielfalt im beantragten und  beschlossenen Arbeitskreis absurd.

Übrigens widerlegt der Antrag das Klischee von Großen Koalitionen, dass sie andere politische Kräfte nicht einbinden würden: Der Antrag sieht nicht nur die Einbindungen der politischen Gruppen mit Fraktionsstatus, sondern auch der ohne Fraktionsstatus vor. Die „großzügigen“ Vertretungsregelungen sollen absichern, dass insbesondere Gruppen mit wenigen Vertretern, je nach Themenschwerpunkt einer Arbeitskreissitzung auf Wunsch ihre Fachleute entsenden können.

Der komplette Antrag befindet sich hier: https://www.herne.de/allris/vo020.asp?VOLFDNR=16240

 

Das wird auch notwendig sein, denn die Kassen sind leer und die Fragen und Bedingungen, unter denen Verbesserungen erreicht werden können, sind sehr komplex. Sie drehen sich neben dem angestrebten Neubau von Lehrschwimmbecken auch darum, wie bestehende Becken besser „am Laufen“ gehalten und die existierenden Wasserflächen effizient genutzt werden können.

 

Konzepte, wie etwa die Nutzung von Lehrschwimmflächen in den Ferienzeiten müssen weitergedacht werden. Auch wie, bis zu möglichen Neu- oder Umbauten die Ausfallzeiten bestehender Becken gemindert werden können oder wie die Kommunikation zwischen Verwaltung, Schulen und Sport effektiver geschehen kann, wenn ein Lehrschwimmbecken ausfällt, sind nur einige weitere Fragestellungen des interfraktionellen Arbeitskreises.

 

Die Einbindung der Praktiker aus dem Sport ist uns dabei neben der Bädergesellschaft ein besonderes Anliegen und sichert ab, dass wir zu zielgerichteten Lösungen kommen.

 

Der Antrag lässt die Anzahl der Vertreterinnen und Vertreter, die der Stadtsportbund in den Arbeitskreis entsendet offen und überlässt sie den Beratungen zwischen der beauftragten Verwaltung und dem Stadtsportbund. Dessen Experten für Schul- und den Schwimmsport werden mit Sicherheit fest in die Arbeit des Arbeitskreises eingebunden.

Dass die Grünen nun erklären, dass sie den Sport selbst einbinden wollen, zeigt entweder Unkenntnis des selbst mitbeschlossenen Antrags und/oder den unbedingten Willen, dieses Thema nicht den gemeinsamen Beratungen, sondern dem Landtagswahlkampf überlassen zu wollen.

 

Sehr geehrte Damen und Herren! Die Arbeit in einem Arbeitskreis zum Schwimmen lernen in einer Stadt wie unserer, die kein Geld hat, wird nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig sein. Einfache Lösungen mit einem „Wir müssten doch einfach nur …“ wird es nicht geben.

 

Solche Lösungen werden häufig im Umfeld der Initiative zum Erhalt des Hallenbades genannt. Hierzu nur drei Punkte:

  • Fördergelder: Die Nutzung von Geldern aus dem Stadtteilerneuerungsprogramm Wanne-Süd würde dazu führen, dass sämtliche anderen Projekte des Programms eingestellt werden müssten. Darüber hinaus ist es nicht möglich, erneut Stadtteilumbaumittel für ein Gebiet zu erhalten, in dem bereits geförderter Stadtteilumbau stattfindet. Es wird darüber hinaus nicht möglich sein, die entsprechende Summe aufzubringen, die für das Hallenbad notwendig ist.
  • Zentralisierung: Eine Renovierung und Wiederinbetriebnahme des Hallenbades würde zu einer extremen Zentralisierung führen. Alle Schülerinnen und Schüler aus Wanne und Eickel müssten hier hinfahren. Im Gegenzug müssten die anderen Becken nämlich geschlossen werden. Dabei sollten die Wege zu den Lehrschwimmbecken so kurz wie möglich bleiben. Denn: insbesondere Kinder aus sozial benachteiligten Verhältnissen brauchen die Nähe von Möglichkeiten für Bildung und Sport. Lange Wege schaffen vor allem diejenigen, die besser betucht sind. Kleinere, kompakte Lösungen, in den Stadtbezirken, mit kurzen Wegen, energetisch auf dem neuesten Stand und damit kostengünstiger, sind die beste Lösung.
  • Laufende Kosten: Wenn die Initiative im Gegenzug keine weiteren Becken schließen lassen will, muss sie letztendlich benennen wie die laufenden Kosten – die eigentliche Achillesferse eines Schwimmbades – getragen werden sollen bzw. was im Gegenzug geschlossen werden muss. Denn: die Bezirksregierung wird uns keine weiteren laufenden Kosten für eine soziale Institution genehmigen. Eine mögliche Option wäre beispielweise das Volkshaus Röhlinghausen zu schließen. 180.000 € würde das jährlich erbringen. Turnhallen wären eine weitere Option. An diesen Beispielen zeigt sich jedoch insbesondere für die lokalpatriotisch motivierte Initiative: die Katze beißt sich letztendlich in ihren eigenen Schwanz.

 

Wir hier in Herne sind aber erfahren mit Situationen, aus wenigen Finanzmitteln das Beste zu machen. Das haben wir in den letzten Jahren bewiesen und das werden wir dieses mal wieder beweisen.

Lasst uns gemeinsam anpacken!

 

Glück Auf!